Extertal
Steckbrief Gemeinde Extertal
Bundesland
Regierungsbezirk
Landkreis
Größe
Postleitzahl
Vorwahlnummer
Einwohnerzahl
Aktuell (2003)
1880
1807
1590

offizielle Website
Nordrheinwestfalen, angrenzend an Niedersachsen
Detmold
Lippe
92,85 Quadratkilometer
32695
05262 und 05754 (Bremke)

14.044
6.553
4.238
2.347

extertal.de
Wappen der Gemeinde Extertal
Die Gemeinde Extertal besteht aus 12 ehemals eigenständigen Orten, die 1969 im Zuge der Gebietsreform zusammengefasst wurden:
Almena
Asmissen
Bösingfeld
Bremke
Göstrup
Kükenbruch
Laßbruch
Meierberg
Nalhof
Rott
Schönhagen
Silixen

Geschichte
Die neuzeitliche Siedlungsgeschichte begann im Extertal im 12ten Jahrhundert. Im Zuge der Agrarrevolution (Einführung der Dreifelderwirtschaft und des Räderpfluges) wurden große Teile des Waldes gerodet und es entstanden Weiler und wenige echte Dörfer als Siedlungsform. Beherrscht wurde das Tal von der Burg Alt-Sternberg, auf der Nachkommen der Sachsen residierten, die schon seit ca. 500 n. Chr. diese Region beherrschten. Im 13ten Jahrhundert wurde diese Burg aufgegeben und die jetzige Burg Sternberg (auf dem Mühlingsberg, heute Gemeinde Dörentrup) unter den Grafen von Sternberg gegründet. Unter ihnen blühte Handel und Handwerk auf und sie gründeten drei Städte auf ihrem Gebiet (Alverdissen, Barntrup und Bösingfeld). Die Herrschaft der Grafen von Sternberg dauerte aber nur bis zum Jahre 1377, dann wurde die Grafschaft an das Haus Schaumburg verkauft. Bereits 30 Jahre später wurde sie dann wegen Geldnöten an Lippe verpfändet und blieb trotz mehrfachem Streit unter lippischer Verwaltung. Als 1640 die Grafschaft Schaumburg erlosch entbrannte ein neuer Streit zwischen dem Fürstbistum Paderborn und König Georg II. von Großbritannien, an den Lippe die Grafschaft Sternberg verpfändet hatte. Der neuerliche Rechtsstreit endete erst 1788 mit dem Sieg von Lippe, so dass die Grafschaft erst jetzt rechtmäßig zu Lippe gehörte.
Die Ortschaften Almena und Silixen gehörten nicht zur Grafschaft Sternberg. Almena wurde erst 1323 von Lippe gekauft, 1411 aber bereits wieder verpfändet, so dass sie zur Exklave des Amtes Varenholz wurde. Silixen gehörte schon immer zum Amt Varenholz, jedoch waren die Grenzen nie genau festgelegt worden. Das führte 1563 zu einem Grenzstreit zwischen Varenholz und Schaumburg, der erst beigelegt wurde, als Hessen-Kassel die Grafschaft Schaumburg übernahm. 1669 wurde das Dorf Lippe und Varenholz zugesprochen, die Feldmark ging jedoch an Schaumburg, bzw. Hessen-Kassel. Erst 1971 wurde der durch die Ländergrenzen geteilte Ort wieder vereint durch einen Staatsvertrag von Nordrhein-Westfalen mit Niedersachsen.

Wirtschaft
Im 18ten Jahrhundert wandelte sich die hauptsächliche Erwerbsquelle von der Landwirtschaft zum Handwerk und der Heimindustrie. Als Mitte des 19ten Jahrhunderts die Hausweberei als wirtschaftliche Grundlage wegbrach wurde der überwiegende Teil der Bevölkerung arbeitslos. Weit über 1000 Bewohner des Tales wanderten damals nach Amerika aus. Die Verbliebenen zog es wegen des Mangels an Arbeit vor Ort zur sog. Kampagne in die Großstädte, wo sie als Wanderziegler den riesigen Bedarf an Ziegelsteinen deckten. Diese Arbeiter brachten einen bescheidenen Wohlstand ins Tal, was eine rege Bautätigkeit zur Folge hatte. In dieser Zeit entstanden viele Massivbauten, die noch heute Bestand haben. Die Zeit der Wanderziegler endete in der Rezession nach dem I. Weltkrieg. Wieder wurden große Teile der Bevölkerung arbeitslos. Erst als 1927 die Extertalbahn fertig gestellt wurde, war es vielen möglich, per Bahn in die umliegenden Städte zu pendeln und dort in der Industrie Arbeit zu finden. Das Auto erleichterte später diese Entwicklung. In den 50er Jahren wurde durch Wirtschaftsförderung auch Industrie im Extertal selbst angesiedelt.
Durch die Abgeschiedenheit des Tales wurde hier auch schon früh Fremdenverkehr betrieben. So wurde die älteste noch bestehende Fremdenpension 1912 in Almena gegründet.

Bevölkerung
Die Zahl der Bevölkerung und auch der Wohnhäuser ist seit den 40er Jahren stark angestiegen. Grund dafür waren die 1945 zugewanderten Flüchtlinge, die im Osten aus ihrer Heimat vertrieben wurden. Ebenso zog es viele Menschen aus den Ballungsgebieten wegen der niedrigen Grundstückspreise in das Tal. Die Zuwanderung der Heimatvertriebenen war auch ein Grund für den Wandel der Religionsverhältnisse. Vor allem aus Schlesien kamen viele katholische Christen ins Tal, das zuvor fast ausschließlich evangelisch war.

Ortschaften in der Gemeinde Extertal
Almena 2006, Kirche

Almena
Almena hat nachgewiesenermaßen schon seit 1510 eine eigene Kirche, es gibt jedoch Hinweise auf die Anfänge des 13ten Jahrh.. 1911 waren dieser Gemeinde die Bauerschaft Almena zugehörig, zu der die Ortschaft Almena, der Almenaerberg sowie Papenbruch und Stocksberg zählten. Zu dieser Zeit gab es in der Gemeinde 119 Wohnhäuser, in denen 861 Einwohner lebten.
Heute ist die Kirche in Almena auch zuständig für die Wohnstätten Rickbruch, Bremke, Nösingfeld, Rott, Hagendorf, Meierberg, Nalhof und Bistrup. Die Zahl der Einwohner ist mittlerweile stark angestiegen, sie liegt zur Zeit bei 1640 (nur Ortschaft Almena).

Kükenbruch 2005


Kükenbruch

Die Bauerschaft Kükenbruch wurde erstmals 1186 urkundlich erwähnt und ist damit eine der ältesten Siedlungen im Extertal. Sie blieb allerdings auch eine der kleinsten, so dass Kükenbruch lange Zeit zur Bauerschaft Laßbruch zählte und damit die Zuständigkeit der Schul- und Kirchengemeinde in Silixen lag. Lediglich in der Zeit von 1921 bis 1969 war Kükenbruch eine selbstständige Gemeinde, bevor der Ort im Zuge der Gebietsreform in der Gemeinde Extertal aufging.
1911 standen in Kükenbruch 24 Wohnhäuser, in denen 168 Einwohner lebten. 1939 hatte sich die Zahl auf 323 Einwohner erhöht und hat sich bis heute fast konstant auf 338 gehalten. Durch rege Bautätigkeit stieg die Anzahl der Wohnstätten jedoch bis dato auf 82.

Laßbruch 2004, ehemaliges Schulgebäude


Laßbruch

Ohne Zweifel stand der Laßbach Namenspate bei der Gründung der Ortschaft Laßbruch. Zur Bauernschaft Laßbruch gehörten 1911 die Ortschaften Bögerhof, Kükenbruch, Laßbruch, Maßbruch, Mühlenkamp, Nüll, Rohbraken und Sandhöfen. Zu dieser Zeit hatte Laßbruch ein eigenes Standesamt, die zuständigen Schul- und Kirchengemeinden lagen in Almena und Silixen. 1911 hatte Laßbruch 793 (überwiegend evangelische) Einwohner, die in 118 Wohnhäusern lebten. 1939 hatte es nur noch 332 Einwohner, heute sind es wieder 767.

Meierberg 2006, OT Wiemke


Meierberg

Der Ortsteil Meierberg erhielt seinen Namen von der 247 m hohen Erhebung 'Meierberg', der zum Höhenzug des Weserberglandes gehört. Ursprünglich hieß dieser Hügel jedoch 'Büsingsberg', da das Flurstück im Mittelalter längere Zeit von einer Familie Büsing bewirtschaftet wurde. Zur Gründung des Ortes Meierberg liegen keine genauen Daten vor. Das liegt vielleicht auch daran, dass dieser Ortsteil bis heute eine Streusiedlung ist, die genau genommen aus wiederum mehreren Ortsteilen (Im Siek, Wiemke, Buchhals, Drömschen) besteht. Von 1713 bis in die sechziger Jahre des 20ten Jahrh. besaß Meierberg sogar eine Dorfschule, die jedoch im Zuge der Schulwesenreform geschlossen wurde. Die zuständige Gemeinde ist die in Almena. Der Ort war und ist bis heute landwirtschaftlich geprägt, daneben ist er zaghaft touristisch erschlossen mit einer Pension und einem Campingplatz. Heute zählt man in Meierberg 350 Einwohner.

Silixen 2004, Kirche


Silixen

Silixen war ursprünglich ein Rodungsdorf, das 1267 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Schon vor dieser Zeit hatte es eine eigene Kirche, so dass die Kirchengemeinde in Silixen die älteste im Extertal ist. Der Westturm dieser ersten Kirche ist noch erhalten, 1803 wurde jedoch das ursprünglich romanische Schiff ersetzt. Im Zuge von Grenzstreitigkeiten zwischen Schaumburg und Lippe (siehe oben) kam es zu einer Teilung von Silixen, die die Abtrennung der Bauerschaft Krankenhagen zur Folge hatte. Ab dieser Zeit bestand die Bauerschaft Silixen lediglich aus den Orten Heidelbeckerholz und Silixen selbst. Erst 1971 kam es zur Wiedervereinigung durch einen Staatsvertrag von Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen.
Im Jahre 1614 gab es in Silixen 40 Wohnhäuser, hundert Jahre später waren es 50. Dieses langsame Wachstum setzte sich bis 1900 fort, dann jedoch kam es innerhalb eines Jahrhunderts zu einer Vervierfachung der Wohnstätten (ca. 415 im Jahr 2004). Die gleiche Entwicklung ist anhand der Bevölkerungszahlen zu erkennen. Vor 1800 lag die Zahl der Einwohner unter 400, zwischen 1850 und 1940 schwankte sie zwischen 620 und 780. Nach dem zweiten Weltkrieg stieg die Bevölkerung sprunghaft und hat sich bis heute mehr als verdoppelt (1663 Einwohner im Jahr 2004).

Ahnenforschung im Extertal
1240 wurde die Burg Sternberg errichtet, die die Burg Alt-Sternberg ablöste. Bis 1492 herrschten dort wechselnde Adelsfamilien, dann jedoch setzte der lippische Graf einen Amtmann ein, der für das Gebiet der Gemeinden Dörentrup und Extertal mit Ausnahme von Silixen und Almena zuständig war. In diesem Amt wurden alle Hoheitsrechte wie Verwaltung, Steuern und Justiz wahrgenommen, die in den Dörfern durch Bauernrichter durchgesetzt wurden. Aus dieser Zeit sind noch sehr viele Akten erhalten, vor allem Gogerichtsakten und Eheprotokolle. Diese so genannten Sternberger Akten sind eine nicht zu ersetzende Quelle für Geschichts- und Ahnenforscher. Aus ihnen geht unter anderem hervor, dass es seit etwa 1600 eine ungewöhnliche Kontinuität in den Familien gegeben hat. So waren fast alle Personen, die 1940 im Extertal lebten, Nachkommen der Bevölkerung von 1600.

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