Avenwedde
Steckbrief Avenwedde
Bundesland
Regierungsbezirk
Stadt und Kreis
Größe
Postleitzahl
Vorwahlnummer
Einwohnerzahl
1994
1939
1895
1818

Nordrheinwestfalen, Region Ostwestfalen-Lippe
Detmold
Gütersloh
keine Angaben
33334
05241

15.443
4.418
1.568
779

Wappen von Avenwedde

Geschichte
Wegen des kargen Bodens fand die Besiedlung auf dem Avenwedder Gebiet erst zum Ende des 10tens Jahrh. statt. Die erste genaue Erwähnung der "villa Ovenwide" erfolgte im Jahr 1196. Die Bedeutung dieses Ortsnamens ist vermutlich "Wald des Ovo", wobei Ovo mit dem heutigen Vornamen Uwe zu übersetzen ist. Avenwedde hatte keinen Ortskern, sondern war und ist eine klassische Streusiedlung.
Die Bauerschaft Avenwedde gehörte zu Wiedenbrück im Königreich Westfalen und fiel damit unter die Herrschaft des Fürstbischofs von Osnabrück. Im 30jährigen Krieg kam es im zuständigen Amt Reckenberg und damit auch in Avenwedde regelmäßig zu Plünderungen, während der napoleanischen Herrschaft war es unter französischer Besatzung. Als 1803 in der Säkularisation das Feudalwesen aufgelöst wurde, fiel der osnabrücker Besitz an den Hannoveraner Kurfürst und 1815 schließlich an Preußen. Avenwedde kam zum Landkreis Wiedenbrück. 1843 wurde in Avenwedde eine Gemeindeverordnung eingeführt, aus den Bauerschaften Avenwedde, Lintel und Kattenstroth-Spexard entstand die Samtgemeinde Avenwedde. 1889 wurde diese jedoch wieder aufgelöst und die drei Bauerschaften wurden selbständige Gemeinden. Im Jahre 1913 erfolgte die Abspaltung vom Amtssitz Wiedenbrück, also die Teilung des Amtes Reckenberg in die Ämter Avenwedde (Avenwedde-Spexard) und das Restamt Reckenberg. Avenwedde blieb selbständige Gemeinde bis zur Strukturreform 1970, als die Eingliederung in die Stadt Gütersloh erfolgte.
Heute wird klar unterschieden nach den Ortsteilen Avenwedde-Mitte und Avenwedde-Bahnhof. Dort ereignete sich 1851 nahe der Station Isselhorst-Avenwedde ein schweres Bahnunglück, bei dem der damalige Prinz Friedrich Wilhelm und spätere Kaiser Friedrich III. leicht verletzt wurde. Zur Erinnerung an dieses Ereignis wurde 1865 das sog. Kronprinzendenkmal in der Nähe des Bahnhofes aufgestellt, das jedoch zweimal Maßnahmen der Verkehrspolitik weichen musste. 1917 wurde es wegen eines Umbaus des Bahnhofsgebäudes von den westlichen auf den östlichen Bahndamm umgestellt, 1968 wurde es beim Ausbau der Friedrichsdorfer Straße zerstört. Zuvor verschwand jedoch auf ungeklärte Weise der bronzene Adler, der oben auf dem Denkmal stand.

Wirtschaft
Die Region um Avenwedde ist durch Heidelandschaft und Sandboden geprägt, so dass in den Anfängen eine intensive Landwirtschaft nicht möglich war. Die ersten Siedler bauten deshalb Roggen an und verdienten sich durch Sammeln von Heidehonig ein Zubrot. Erst zum Ende des 19ten Jahrh. nahm die Landwirtschaft durch die Einführung von Fruchtwechsel und künstlichen Dünger einen Aufschwung.
Die ersten Industriebetriebe siedelten sich erst spät an. Zuerst wurden Ziegeleien gegründet, die jedoch in Saisonarbeit produzierten. Um 1900 folgten Brotfabriken ("Pumpernickel"), Brennereien, Fleischwarenindustrie, Möbelindustrie und schließlich Gießereien. Die bekannteste Avenwedder Firma ist der weltweit führende Küchenproduzent Nobilia, der zwar 1969 die Produktion nach Verl-Sürenheide verlegte, aber 1956 seine Ursprünge in Avenwedde hatte.

Bevölkerung
Wie schon erwähnt besitzt Avenwedde als Streusiedlung keinen Ortskern. Der Ort wurde von den verstreut liegenden Gehöften gebildet, entsprechend gering war damals die Bevölkerungsdichte. Mit der Ansiedlung der Industrie mit Anfang des 20sten Jahrh. stieg auch die Bevölkerungszahl, die sich von den Jahren 1895 zu 1925 verdoppelte. Nach dem Krieg kam es vor allem durch den Zustrom von Flüchtlingen zu einem weiteren Anstieg der Zahlen, neue Siedlungen wurden geschaffen (z.B. Siedlung Reinkenbach). Aber auch später hielt die Zuwanderung an, da sich Avenwedde in einer verkehrsgünstigen Lage zu Gütersloh und Bielefeld befindet und so zu einem attraktiven Siedlungsgebiet forcierte.
Wegen seiner früheren Zugehörigkeit zu Osnabrück war Avenwedde bis zum Zustrom der Flüchtlinge 1945 fast ausschließlich katholisch. Auffällig dabei ist allerdings, dass die erste katholische Kirche erst im Jahre 1914 gegründet wurde, zuvor war die Pfarrgemeinde in Friedrichsdorf zuständig. Auch die evangelische Gemeinde hatte ihre Schwierigkeiten, so gab es jahrzehntelang Unklarheiten über die Grenzen zu den Kirchspielen Gütersloh, Isselhorst und Friedrichsdorf.

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